Obatzter

Es ist nicht alles Käse – aber ein bisschen Käse macht alles besser!

Herzhaft angerichtete bayerische Brotzeit mit einer Holzschüssel voller Obatzter, garniert mit grünen Schnittlauchringen. Daneben zwei knusprige, mit Salz bestreute Brezeln und frische rote Radieschen sowie eine halbierte Zwiebel. Im Hintergrund ein großes Bierglas mit goldgelbem Bier und weißem Schaum.

Obatzter ist eine bayrische Käsespezialität, die wie viele andere Gerichte aus der Resteküche entstanden ist. Je nach Region wird sie auch Obatzda oder Obazda genannt, in Franken heißt sie Gerupfter. Die bayrische Spezialität ist auch nördlich und südlich des Weißwurstäquators sehr beliebt, wobei sich die Frage stellt: wo verläuft überhaupt der sagenumwogene Weißwurstäquator? Darüber sind sich die Bayern selber nicht ganz einig. Einige glauben daran, dass dieser kreisförmig, 100 Kilometer um München liegt, andere behaupten, entlang des 49. Breitengrads. Wieder andere sagen, entlang der Mainlinie. Dann gibt es noch die Glaubensgemeinschaft, die der festen Überzeugung ist, dass der Weißwurstäquator entlang der historisch-politischen Hegemoniegrenze verläuft, die Bayern gegen Preußen und Österreich abgrenzt.

Seit2015 sind die Bezeichnungen „Obazda“ und „Obatzter“ im Register der geschützten Ursprungsbezeichnungen und der geschützten geografischen Angaben eingetragen. Selbst wenn der Obazda oder Obatzter in einer bayrischen Gaststätte produziert und angeboten wird, darf er nicht ohne entsprechende Zertifizierung verkauft werden. Da eine solche Zertifizierung bis zu 300 Euro kosgten kann und ein hoher bürokratischer Aufwand damit verbunden ist, bieten Gastronomen die Käsespezialität unter ähnlich klingende Namen an wie beispielsweise „Ogmachter Kas“. Der „Schutz“ führt auch dazu, dass es eine strenge Richtlinie gibt, was alles in die Käsespezialität hineindarf, dadurch geht die Vielfalt der Zubereitungsarten, die im Laufe der Zeit entstanden sind, verloren.

Wie die bayrische Spezialität gesetzlich zubereitet werden muss und zu schmecken hat, darüber hat der Merkur bereits berichtet:

Seit der Obazde ein Produkt mit geschützter geografischer Angabe ist, hat er ein eigenes Kapitel im Markenblatt des Deutschen Patentamts. In Heft 43, Teil 7e, Seite 22 458 steht, was in den Obazden (eingetragene Schreibweisen: Obazda und Obatzter) darf und was nicht. Verpflichtend sind: mindestens 40 Prozent Camembert und/oder Brie, Butter, Paprikapulver und/oder Paprikaextrakt sowie Salz. Freigestellte Zutaten: Zwiebel, Kümmel, andere Gewürze und Kräuter, Rahm, Milch und Bier. Weiteres Kriterium: Die Verarbeitung der gesamten Zutaten muss in Bayern stattfinden.

Auch eine Zubereitungsanleitung steht im Markenblatt: Camembert und/oder Brie bis zur gewünschten Stückigkeit zerkleinern und dann mit den übrigen Zutaten zu einer homogenen und streichfähigen Masse vermischen, die – obacht – eine hellorange Farbe hat. Obazda enthalte erkennbare Stücke von Käse, Geruch und Geschmack seien würzig-aromatisch. Und für Brotzeit-Anfänger gibt’s noch einen Hinweis: Obazda wird traditionsgemäß kalt verzehrt.
Textauszug ©: Merkur

Meine Variante vom Obatzter würde jedenfalls nicht durchgehen – viel zu cremig, keine Stückchen, Verwendung von Créme Fraîche und einen Hauch Muskat. Mir schmeckt’s trotzdem – oder gerade deswegen 😉

Schwierigkeitsgrad: Einfach

Benötigte Küchenutensilien

  1. Schneidbrett
  2. Messer
  3. Gabel oder Pürierstab
  4. Schüssel

Zutaten für 4 Portionen

  • 200 g Camembert
  • 3 EL Butter
  • 3 EL Créme Fraîche
  • 1 kleine rote Zwiebel
  • 1 Bund Schnittlauch
  • 1 kräftiger Schuss Weißbier
  • 2 TL Paprikapulver edelsüß
  • je nach Geschmack ½ – ¾ TL Kümmel
  • ¼ TL Kreuzkümmel
  • etwas frisch geriebene Muskatnuss
  • etwas Pfeffer aus der Mühle
  • eine Prise Salz

Zubereitung

  1. Camembert und Butter in kleine Stücke schneiden und alle Zutaten außer dem Schnittlauch und der Zwiebel zu einer cremigen Masse pürieren oder mit einer Gabel zerdrücken.
  2. Das Weißbier vorsichtig dosieren, um die richtige Konsistenz zu erhalten. Zu viel kann den Obatzter suppig machen.
  3. Einen halben Bund Schnittlauch in feine Ringe schneiden und unterheben. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
  4. Wenn du den Obatzter am gleichen Tag genießen möchtest, die Hälfte der Zwiebel in kleine Würfel schneiden und unter die Käsemasse mischen. Andernfalls die Zwiebel weglassen, da sie schnell bitter wird.
  5. Den fertigen Obatzter für 1-2 Stunden im Kühlschrank abkühlen lassen.
  6. Den Obatzter auf einem Teller anrichten, mit Schnittlauchröllchen bestreuen und hauchdünne rote Zwiebelringe dazugeben. Mit Radieschen oder in Spiralen geschnittenem Rettich garnieren. Zu Laugenbrezeln oder Roggenbrot servieren.

Varianten und Zubereitungsideen

Wer es etwas schärfer mag, kann etwas Chilipulverhinzufügen. Bierliebhaber können experimentieren und andere Biersorten verwenden, um den Geschmack zu variieren.

Aufbewahrung

Im Kühlschrank bleibt der Obatzter 1-2 Tage frisch. Es ist empfehlenswert, ihn luftdicht zu verpacken, um ein Austrocknen zu verhindern.

Tipps zur Vermeidung häufiger Stolpersteine

Zu viel Weißbier kann die Konsistenz des Obatzters zu flüssig machen. Zwiebeln sollten erst kurz vor dem Servieren hinzugefügt werden, um Bitterkeit zu vermeiden.

Verwendung von Resten

Reste können am nächsten Tag auf Brot oder als Dip zu Gemüsesticks verwendet werden.

Empfohlene Beilagen

Am besten passt der Obatzter zu frischen Laugenbrezeln oder Roggenbrot und einem kalten Weißbier.

Quellennachweis und Bildinformationen

📷 Grafische Elemente in diesem Beitrag: Idee Andreas Goerdes Umsetzung Señorita Inteligencia Artificial


🖋️ Niedergeschrieben von Andreas Goerdes – der Grob- und Feinschmecker

Über den Autor: Für gutes Essen war Andreas schon immer zu haben, konnte jedoch weder sehend und schon gar nicht nach seiner Erblindung kochen. Vor ein paar Jahren entdeckte er seine Leidenschaft fürs Kochen und meisterte die Kunst des Blindkochens durch unermüdliches Experimentieren. Anfangs war er zufrieden, wenn das Wasser nicht anbrannte 😉. Heute jedoch verblüfft er alle mit seinen Kochkünsten, und niemand ergreift mehr schreiend die Flucht, wenn Andreas am Herd steht. Kochen kann er inzwischen verdammt gut, – aber die Beitragsbilder, naja ...